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Freie Universität Berlin kann mit Millionenförderung für Neubau zur Erforschung supramolekularer funktionaler Architekturen an Biogrenzflächen rechnen

News vom 27.04.2015

Wissenschaftsrat empfiehlt Gemeinsamer Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder Umsetzung des Hochschul-Antrags im Umfang von 37,6 Millionen Euro von 2016 bis 2020

Die Freie Universität Berlin kann nach einer Empfehlung des Wissenschaftsrates mit der Bewilligung eines Forschungsbau-Projekts für die Erforschung supramolekularer funktionaler Architekturen an Biogrenzflächen im Umfang von 37,6 Millionen Euro rechnen. Wie das Gremium am Montag in Bonn mitteilte, wird das Vorhaben der Freien Universität in die Reihung der insgesamt elf Vorhaben aufgenommen, die in der Förderphase 2016 bis 2020 finanziert werden können. Über Aufnahme von Forschungsbauten in die Förderung entscheidet endgültig am 19. Juni – auf Basis der Empfehlungen des Wissenschaftsrates – die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) des Bundes und der Länder. Sie hatte den Wissenschaftsrat um die Begutachtung gebeten. Für die neuen Projekte stehen den Angaben zufolge insgesamt 596 Millionen Euro zur Verfügung, davon 426 Millionen Euro für Forschungsbauten und 170 Millionen Euro für Großgeräte. Die Fördermittel werden je zur Hälfte vom Bund und den Ländern getragen. Der Kanzler der Freien Universität, Peter Lange, erklärte: „Wir sind stolz mit dem dritten Erfolg in der Förderlinie des Artikels 91.b GG die langfristige Herstellung der Infrastruktur für Forschung und Lehre durch eigene Aktivitäten sicherstellen zu können.“

In dem Vorhaben „Supramolekulare Funktionale Architekturen an Biogrenzflächen“ (SupraFAB) arbeiten Forscherinnen und Forscher der beiden Fachbereiche Biologie, Chemie, Pharmazie sowie Physik der Freien Universität zusammen. Designierte Sprecherin und designierter Sprecher sind die Physikerin Prof. Dr. Stephanie Reich und der Chemiker Prof. Dr. Rainer Haag, die bereits seit 2009 die Focus Area „NanoScale“ der Freien Universität gemeinsam leiten. Die im Rahmen des Projekts erforschten supramolekularen Architekturen an biologischen Grenzflächen spielen eine zentrale funktionale Rolle in lebenden Systemen, beispielsweise bei der Wechselwirkung von Wirkstoffen mit Proteinkomplexen in der Zellmembran oder von Krankheitserregern mit Zelloberflächen. Die Forschung der beteiligten rund 110 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zielten darauf ab, die Funktion neuronaler Kommunikation auf molekularer Ebene sowie die Interaktionen zwischen Krankheitserregern und Zell-Oberflächen besser zu verstehen; auf dieser Basis sollen neue diagnostische und therapeutische Konzepte entwickelt werden. Für die detaillierte Untersuchung der zugrunde liegenden Mechanismen der Membranproteine, also der Eiweiße auf der Schicht, die jede Zelle umgibt, kombinieren die Forscher physikalisch-chemische Modellsysteme mit rekonstituierten volldefinierten biologischen Systemen. Die Bearbeitung dieser Fragestellungen erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der experimentellen Biologie, Chemie, Pharmazie und Physik sowie theoretischen Arbeitsgruppen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten zusammen in vier Sonderforschungsbereichen in Sprecherschaft der Freien Universität Berlin und im Exzellenzcluster „Neurocure“ der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des gemeinsamen medizinischen Fachbereichs von Freier Universität und Humboldt-Universität. Kooperationspartner sind zahlreiche regionale außeruniversitäre Forschungsinstitute, insbesondere die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, das Fritz-Haber-Institut der Max-Planck Gesellschaft, das Helmholtz-Zentrum Berlin, das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie, das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung sowie internationale Spitzenuniversitäten, darunter die Harvard University und die University of Tokyo.

Der Forschungsbau SupraFAB soll zwischen 2016 und 2020 in der Dahlemer Takustraße – im Zentrum des naturwissenschaftlichen Campus der Freien Universität – errichtet und über eine Brücke mit dem Institut für Chemie und Biochemie verbunden werden. Geschaffen werden darin etwa hochspezialisierte Labore, Reinraumflächen sowie schwingungsarme und exakt klimatisierte Messräume. Diese spezialisierten Räumlichkeiten und Geräte stehen bisher an der Freien Universität nicht zur Verfügung. Besondere Bedeutung haben auch die beantragten Großgeräte, die neben einem Zugang zu höchstauflösenden mikroskopischen Methoden neuartige Methodenkombinationen von zeitaufgelöst bildgebenden und spektroskopischen Verfahren ermöglichen; dies Geräte von technischem Personal betrieben. Ergänzt werden diese zukunftsweisenden Methoden durch Grenzflächen-analytische Verfahren sowie Geräte zur Nanostrukturierung von Oberflächen. Die Mittel für den Bau sollen über fünf Jahre ausgereicht werden; im Jahr 2016 erhalten die Hochschulen 10 Prozent, im zweiten Jahr 20 Prozent, im dritten Jahr 30 Prozent, im vierten Jahr 25 Prozent und im fünften Jahr 15 Prozent.

Der Ausschuss für Forschungsbauten des Wissenschaftsrates hatte die insgesamt 14 Anträge nach fünf Kriterien bewertet: Zielstellung des Vorhabens und Bedeutung des geplanten Forschungsbaus und Großgeräts für die Umsetzung des Forschungsziels, Qualität der Forschungsprogrammatik, Qualität der Vorarbeiten, nationale Bedeutung und Einbettung des Vorhabens in die Hochschule. Dem Ausschuss gehören neben Vertreterinnen und Vertretern von Bund und Ländern 16 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fächergruppen an. Der Wissenschaftsrat berät die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschaft und der Forschung.

(Pressemitteilung der FU Berlin, Nr. 112/2015 vom 27.04.2015)

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